Yvo Fasel: Dein Angebot Supervision und Teamentwicklung richtet sich an Berufsleute innerhalb ihres Arbeitsprozesses. Welche Bedeutung hat Arbeit für dich?
Michel Roulet: Zurzeit arbeite ich ziemlich viel, und ich arbeite gerne. Aber ich habe den Anspruch an meine Arbeit, dass sie mich erfüllt. Sie muss Sinn machen, ich möchte das Gefühl erhalten, dass ich etwas bewirken kann mit meiner Arbeit. Und wenn ich mit Menschen arbeite, wünsche ich mir genau das, in diese Richtung soll es führen.
Dann hat arbeiten auch etwas mit Lust zu tun?
Freude an der Arbeit ist doch etwas Zentrales, dass du erfüllt bist, und dass du das gerne tust. Das wirkt sich dann auch auf die Qualität deiner Arbeit aus.
Welche Rolle spielt dabei Erfahrung?
Erfahrung kommt durch Wiederholung von Erfolgen, fast von alleine. Aber damit Erfahrung auch wirklich etwas ist, wo wir daraus schöpfen können, ist es wichtig eine Auseinandersetzung zu führen um die Lebendigkeit zu erhalten. Dann ist Erfahrung ein sehr schönes Gefühl. Es bringt die Gelassenheit, sich auch auf Unerwartetes einlassen zu können.
Wenn es das Ziel ist, die Arbeit als erfüllend, wirksam und sinnvoll zu erfahren, was ist dein Beitrag, den du einem Klienten oder einem Team bieten kannst?
Persönlich bin ich überzeugt, dass aus der Lust heraus die Neugier nach neuen Möglichkeiten hervorkommt. Es liegt in jedem Menschen ein grosses kreatives Potential, das ich stimulieren will. Mein Beitrag ist es Fantasie anzuregen, Unterstützung beim Experimentieren mit neuen Möglichkeiten zu bieten, einfach immer wieder ungewohnte Verhaltensweisen zu erfinden.
Auf was muss sich ein Team in der Zusammenarbeit mit dir gefasst machen?
Ein Teil wird sein, eben diese individuelle Kreativität anzuregen. Als Unterstützung ziehe ich gerne gestalterische Elemente bei. Aus meiner Erfahrung weiss ich, dass ein Umweg manchmal sehr inspirierend sein kann, Fantasie und Kraft geben kann, und daraus eben auch Motivation für eine bestimmte Sache hervorkommt.
Wie kann ich mir das vorstellen, was machen wir da konkret?
Ich vertraue in die Kraft von Bildern und Symbolen. Wenn die Leute sich darauf einlassen wollen, können wir mit Fotos oder Zeichnungen arbeiten. Möglichkeiten gibt es unzählige. Damit will ich nur die Option auftun, wo wir auch ausserhalb des Verbalen kommunizieren können.
Wie kann ich das, was ich gestalterisch erlebe, nachher für meinen Arbeitsalltag nutzen?
Gestalterisches Schaffen ist nur das Mittel zum Zweck. Es ist eine erweiterte Form sich mit einem Thema auseinanderzusetzen. Es bringt die Verbindung des Irrationalen/Emotionalen mit dem Rationalen. In der gestalterischen Auseinandersetzung ist der ganze Mensch involviert, da kommen viele spontane Dinge mit rein. Als Gestalter mache ich eine Erfahrung, die etwas in mir drin bewegt.
Erkenntnis allein genügt allerdings noch nicht, es braucht eine Umsetzung. Daran arbeiten wir, real und konkret auf die Arbeitssituation bezogen. Am Schluss steht ja die Idee, dass die Arbeit leichter geht, dass Zusammenarbeit erleichtert wird, dass Kommunizieren leichter fällt, dass es klarer, deutlicher, direkter ist und dadurch der Sache zu gut kommt.
Und das, was du jetzt sagst, das wäre eine „Super-Entwicklung“?
Ha , das wäre eine ideale Entwicklung, das ist sogar noch mehr als super. Natürlich wird der Mensch nie so ideal funktionieren, aber wenn wir uns ein Stück in diese Richtung entwickeln, dann haben wir einen guten Schritt getan.
An wen richtet sich dieses Angebot? Wer soll sich super entwickeln?
Grundsätzlich richte ich mich an jedes Team (Anm.: bei Teamentwicklung), da wo man gemeinsam an einer Sache ist. Das kann in sehr unterschiedlichen Bereichen sein, da brauche ich mich nicht zu spezialisieren. Ich weiss, dass viele Leute nicht unbedingt gestalterische Methoden suchen, das muss auch nicht sein. Ich will gestalterisches Arbeiten nicht aufzwingen.
Was machst du nicht?
Meine Haltung basiert auf Wertschätzung. Selten ist ein einzelner Mensch der Grund des ganzen Übels, viel eher ist es eine unglückliche Konstellation von mehreren Ereignissen. Wenn von Anfang an im Vordergrund steht, dass für einen Missstand Schuldige zu finden sind, um diese zu bestrafen oder Personen zu suspendieren, entspricht dies nicht meiner Haltung. Das ist nicht das, was ich will.
Es ist mir wichtig die Gründe für eine bestimmte Situation erkennen zu wollen. Ich bin interessiert eine Lösung mit den Beteiligten zu suchen. Fehler können ja Gelegenheiten darstellen, daraus zu lernen.
Was bringt dir denn Befriedigung in dieser Arbeit?
Momente, die mich wahnsinnig befriedigen sind, wenn ich miterleben kann, wenn Menschen aufblühen. Plötzlich erkennen Menschen bei sich ihre Fähigkeiten neu, und dadurch wird ihr Potential zugänglich. Da wird so eine neue Energie frei, mit der sie etwas tun können. So ausgelutscht das vielleicht tönen mag, wenn der Glaube an sich selber entzündet ist – der ist ja selten einfach abgelöscht, aber er wird frisch angeregt – hat das eine ungeheure Kraft, das sind schöne Momente. Es blüht etwas auf.